Die Versicherungsbranche befindet sich seit vielen Jahren im stetigen Wandel. Trotz der Etablierung von neuen Geschäftsmodellen halten jedoch viele Versicherungsbroker immer noch am klassischen Courtagen-Modell fest. In diesem Artikel werfen wir einen kritischen Blick auf das Courtagen-Modell und warum Versicherungsvermittlung anders sein sollte.
Courtagen-Modell: Ein Relikt der Vergangenheit?
Das Courtagen-Modell ist ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, in denen Versicherungsbroker eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Versicherungen spielten. Dabei erhält der Broker eine vertraglich festgelegte Provision, die sich am Versicherungsbeitrag des Kunden orientierte. In Zeiten des Internets, der zunehmenden Digitalisierung und der inflationären Verfügbarkeit von Informationen stellt sich die Frage, ob diese Provisionen noch zeitgemäss sind.
Viele Versicherungsbroker hängen noch daran
Obwohl es mittlerweile viele alternative Geschäftsmodelle gibt, hängen viele Versicherungsbroker noch immer am Courtagen-Modell fest. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Angst vor Veränderung, aber auch eine gewisse Abhängigkeit von den Versicherungsunternehmen, die das Modell nach wie vor unterstützen.
Das „Principal Agent“-Problem und Regulierungskritik
Das Courtagen-Modell birgt das sogenannte „Principal Agent“-Problem. Broker könnten, aufgrund ihrer Eigeninteressen, Anbieter und Produkte mit höherer Provision empfehlen, anstatt solche, die wirklich zum Kunden passen. Die jährlich wiederkehrenden Courtagen werden indirekt vom Kunden und dessen Mitarbeitern finanziert. Dieses Problem ist in der Regulierung bereits seit einiger Zeit unter starker Kritik, insbesondere im Bereich der 2. Säule BVG. Sollte hier eine Änderung oder ein Verbot für Courtagen kommen, könnten die Courtagen für alle weiteren Versicherungen auch bald fallen.
Digitalisierung und geringerer Aufwand
Der Aufwand, der heute für die Betreuung von Kunden betrieben werden muss, ist aufgrund fortschreitender Digitalisierung und Tools, die den Brokern zur Verfügung stehen, weitaus geringer als früher. Andere Branchen, wie die Treuhandbranche, funktionieren ebenfalls ohne Courtagen. Die Kunden erhalten dadurch hohe Beratungsqualität und zahlen nur für die Leistungen, die sie tatsächlich in Anspruch nehmen.
Probleme für kleine Kunden und fragwürdige Praktiken bei grossen Kunden
Die Courtagen sind ein Problem bei kleinen Kunden, die nicht genügend Courtage für Broker bringen. In solchen Fällen wird oft die Betreuung abgelehnt, zusätzliches Honorar verlangt oder die Qualität der Beratung sinkt auf ein fragwürdiges Niveau. Andererseits geben viele Broker bei grösseren Kunden den „nicht verdienten Teil“ der Courtage nicht zurück, was ebenfalls fragwürdig ist.
Warum Versicherungsvermittlung anders sein sollte
Es gibt mittlerweile viele alternative Geschäftsmodelle, die sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden orientieren, wie beispielsweise Honorarberatung oder transparente Provisionsmodelle. Wir empfehlen bei der Auswahl des Versicherungsbrokers einen genauen Blick auf das Vergütungsmodell zu werfen und deren Dienstleistungsumfang kritisch zu hinterfragen.